Darmstadt, 4. Februar 2022. Im Zusammenhang mit den Baumfällarbeiten von HessenForst im Revier am Böllenfalltor macht sich der Verein für Internationale Waldkunst e. V. Sorgen um den Fortbestand des Internationalen Waldkunstpfades, dessen Träger er ist. Zunehmend werde die Biennale für die weitgreifenden Fällungen verantwortlich gemacht. Durch unsere Bekanntheit sind wir in den Fokus der Medien gerückt
, sagt Vereinsvorsitzender Dr. Peter Schüler. Über die Presse, per E-Mail und in persönlichen Gesprächen fordern Baumschützer die Kulturschaffenden inzwischen auf, sich aus dem Wald zurückzuziehen.
Die Rolle des Sündenbocks aber will der Verein nicht übernehmen. Dort ist man sich der Gefahr durch dürregeschädigte Bäume durchaus bewusst. Bereits vor sechs Jahren haben die Organisatoren auf den Klimawandel reagiert und seitdem in enger Absprache mit HessenForst die Kunst in den unproblematischen Bereichen konzentriert. Mit dem Ergebnis, dass nun von 42 gefällten Bäumen nur acht in der Nähe von Kunstwerken standen. Installiert wurden die Exponate in einer Zeit, als der Wald noch gesund war. Zudem habe man in Gesprächen mit HessenForst bewirken können, dass weniger Bäume als zunächst geplant der Säge zum Opfer fielen. Wir sind natürlich auch dafür, dass so viele Bäume wie möglich stehen bleiben
, betont Kuratorin Ute Ritschel.
Die Idee, Kunst in den Wald zu bringen, entstand um die Jahrtausendwende in Kooperation mit der Forstverwaltung. Dort war man auf Ute Ritschels Biennale Vogelfrei
, die Kunst in Privatgärten zeigte, aufmerksam geworden. 2002 startete die Serie der Waldkunst-Biennalen, die in diesem Jahr auf 20 erfolgreiche Jahre zurückblickt. Wieder lädt der Verein im Spätsommer international agierende Künstlerinnen und Künstler nach Darmstadt ein, in einem dreiwöchigen Symposium Exponate anzufertigen und sie anschließend den Waldspaziergängern und Kunstfreunden zu präsentieren.
Vertrauensvoll habe man in all den Jahren mit der Forstverwaltung zusammengearbeitet, betont Ute Ritschel. Auch jetzt trägt der Verein die Entscheidung mit, die Exponate aus Sicherheitsgründen an sieben sogenannten Kristallisationspunkten zusammenzufassen.
Gäbe es den Waldkunstpfad nicht, wäre Darmstadt um ein einzigartiges Event ärmer. Denn um die Schau der Exponate zwischen Goetheteich und Ludwigshöhe ranken sich zahlreiche weitere Aktionen, vom Kunsttreffpunkt über Künstlerforen bis hin zur wissenschaftlichen Begleitung. Besonders am Herzen liegt dem Verein die waldkunstpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Am Kinderbauwagen sind sonntags Familien eingeladen, unter kundiger Anleitung Mandalas, Masken und vieles mehr aus Naturmaterialien kostenfrei anzufertigen. Auch ein Theaterstück für Kinder und in den Sommerferien das Kinder-Kunst-Camp gehören zum Repertoire. In diesem Jahr ist zudem ein Projekt mit der Lichtenbergschule geplant. Für die Erwachsenen werden regelmäßig Führungen angeboten.
Waldkunst-Kritiker werfen den Kulturschaffenden unter anderem auch vor, sie hätten nur einen Standort für die Kunst gesucht
. Dem widerspricht der Verein vehement: Die Idee von Waldkunst ist die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Naturstandort Wald
, erläutert die Kuratorin das Konzept. Die Waldkunst bringe die kreativen Kräfte des Waldes und der Künstler zusammen
. Das Erlebnis der Waldkunst sei nur ganz spezifisch und nur an diesem Ort möglich. Es ist immer ein Zusammenspiel von Natur und Kunst, der prozesshaft und meist auch flüchtig ist.
Seit Corona in das private und gesellschaftliche Leben eingreift, erfreut sich der Wald am Böllenfalltor noch größerer Beliebtheit. Am Kinderbauwagen versammelten sich sonntags bis zu 70 Personen – vor Corona waren es maximal 30
, berichtet Ute Ritschel. HessenForst schätzt die Zahl der Waldbesucher im ersten Corona-Jahr auf rund 180.000 bis 200.000, was quasi eine Verdopplung bedeutet.
Der Verein hofft nun, dass sich die Lage wieder beruhigt und im Sommer das zwanzigjährige Bestehen des Internationalen Waldkunstpfades unter dem Motto Kunst Natur Wandel
wie geplant gefeiert werden kann. Zu wünschen wäre es auch den Freunden des Waldkunstpfades, die ihre Geldbörse öffnen, wenn Waldkunst um Spenden bittet. Der Nachbau des beliebten Wald-U-Bootes von Roger Rigorth und die dazu gehörige Boje als Sitzgelegenheit wären ohne deren Unterstützung nicht möglich gewesen.
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